Was wir schon mal festhalten können: Das Waschen von Obst und Gemüse ist grundsätzlich sinnvoll. Wer allerdings nach dem Motto „viel hilft viel“ vorgeht, erreicht im schlimmsten Fall das Gegenteil. Und: Je nach Sorte und Beschaffenheit ist eine andere Art des Abwaschens sinnvoll. Aber der Reihe nach. Obst und Gemüse ist, so wie wir es im Supermarkt vorfinden, mit mehr oder weniger Keimen und Rückständen belastet.
Das können Pestizide sein, Spuren von Abgaspartikeln, Schadstoffe und vieles mehr. Vor allem Pestizide haben es in sich. Das Bundesamt für Verbraucherschutz prüft deshalb regelmäßig Obst- und Gemüsekulturen auf Pflanzenschutzmittel-Rückstände. Dabei fällt auf, dass Beeren, Weintrauben, Paprika und frische Kräuter die meisten Rückstände aufwiesen. Zwar relativiert das Bundesamt und sagt, dass die festgestellten Rückstände nur in sehr, sehr seltenen Fällen gesundheitsgefährdend sind, aber besonders appetitlich ist die Vorstellung natürlich trotzdem nicht.
Obst und Gemüse aus biologischem Anbau enthält kaum Pestizidrückstände, kann dafür aber mit Erde oder Sand verschmutzt sein. Hinzu kommt: Niemand weiß wie viele Hände den Apfel schon angefasst haben – beim Ernten, beim Sortieren oder auch vor dem Kauf im Supermarkt, etwa um zu prüfen ob es Druckstellen gibt. Auf der Oberfläche können sich daher gefährliche Bakterien, Fäkalkeime oder Sporen von Schimmelpilzen befinden.
Viele Keime können abgewaschen werden
Die gute Nachricht: Durch das Waschen können viele Keime und Rückstände entfernt werden. Daher lohnt es sich grundsätzlich, Obst und Gemüse vor dem Verzehr zu waschen. Das gilt sogar für Schälobst wie Melonen oder Mangos. Denn die Rückstände, die sich auf der Schale befinden, können über das Messer ans Fruchtfleisch gelangen. Je nach Obst und Gemüsesorte ist es ratsam, beim Waschen eine Gemüsebürste zu benutzen, etwa bei Kartoffeln oder Möhren.
Deren Schale ist robust genug, um auch bei stärkerer Reibung nicht beschädigt zu werden. Ganz anders sieht das bei vielen Obstsorten aus. Wer hier zu lange und zu intensiv reibt – mit oder ohne Bürste – der zerstört die natürliche Schutzschicht. Ganz besonders gilt dies für Beeren und auch für Salat. Bei letzterem empfiehlt es sich, die abgezupften Blätter nur kurz in einer Schüssel mit kaltem Wasser zu waschen. Das verhindert, dass Vitamine und Nährstoffe einfach ausgeschwemmt werden. Wenn möglich, sollte zudem immer erst unmittelbar vor dem Verzehr gewaschen werden, denn auf feuchtem Obst und Gemüse vermehren Keime sich besonders schnell.
Waschen nur mit Wasser?
Im Supermarkt sind spezielle Obst- und Gemüsereiniger erhältlich, manch einer rührt selbst eine Mischung aus Wasser, Zitronensaft oder Natron an oder nutzt zum Abwaschen kurzerhand Geschirrspülmittel. Jede dieser Varianten löst zwar Pestizide, kann aber auch nicht verhindern, dass trotzdem Rückstände auf der Schale bleiben. Reste von Geschirrspülmittel mitzuessen, ist auch nicht unbedingt die beste Lösung.
Wissenschaftler der Hochschule Sigmaringen-Albstadt haben daher untersucht, wie viele Pestizide man abbekommt, wenn man Obst einfach unter fließendem Wasser wäscht, abschrubbt oder mit einem speziellen Waschmittel für Obst und Gemüse wäscht. Die Antwort: Keine der drei Varianten bringt herausragende Erfolge, wirklich alles geht leider nie ab. Zwar verschwindet der Dreck, wenn man die Früchte etwa 15 Sekunden unter fließendes Wasser hält, und auch einen Großteil der Spritzmittel wird abgewaschen. Der Rest ist aber bereits unter die Schale eingedrungen und wird deshalb mitgegessen.
Wer alles richtig machen will, kauft daher am besten Obst und Gemüse aus biologischem Anbau, das von Haus aus weniger belastet ist. Wird es darüber hinaus kurz und gründlich abgewaschen, kann man guten Gewissens zugreifen.