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Käse, Kaffee, Kuchen: Woher der Drang nach dem Dessert kommt

Ernährung - Nachtisch und Dessert

Puh. Erst die Suppe, dann die deftige Hauptmahlzeit. Eigentlich ist der Bauch schon voll. Aber so ein klitzekleines Eis? Doch, das könnte noch passen. „Nachtisch geht immer“ – irgendwer am Tisch sagt diesen Satz garantiert und die meisten nicken zustimmend und bestellen sich das Eis, die Schokoladenmousse oder den Vanillepudding. Aber woran liegt es bloß, dass wir nach einer wirklich sättigenden Mahlzeit doch noch Lust auf Süßes verspüren?

Es gibt mehrere Gründe. Einer davon liegt ganz sicher in der Gewohnheit. In unserer Kultur ist es üblich, nach einem herzhaften Essen noch eine süße Nachspeise zu verzehren. In der japanischen Esskultur kennt man so etwas nicht, Naschkatzen schauen dort nach dem Essen in die Röhre. Unser Körper hingegen ist an die Extraportion Zucker gewöhnt, es entsteht eine gewisse Erwartungshaltung. Könnte man also einfach hergehen und sich den Nachtisch mit etwas Disziplin abgewöhnen und so nach ein paar Tagen, vielleicht ein paar Wochen, komplett ohne auskommen?

Ganz so einfach ist es natürlich nicht. Denn für unsere Lust auf süßen Nachtisch sind auch noch andere Dinge verantwortlich. Das, was wir zur Mittagszeit hauptsächlich essen, zum Beispiel. Kohlenhydrathaltige Speisen wie Kartoffeln, Nudeln oder Reis lassen unseren Blutzuckerspiegel in die Höhe schnellen. Der Körper reagiert unmittelbar auf zu viel Zucker im Blut und schüttet Insulin aus, das den Zucker abtransportiert.

Der Blutzuckerspiegel sinkt wieder. Problem: Ein sinkender Blutzuckerspiegel führt zu Hungergefühlen. Und was bringt am schnellsten Energie? Richtig! Zucker. Also greifen wir zur Dessertkarte, obwohl wir doch eigentlich schon viel zu viel gegessen haben. In diesem Moment hilft nur eines: Abwarten. Wer dem Körper etwas Zeit zum Verdauen lässt, wird relativ bald merken, dass die Lust aufs Süße so schnell verfliegt wie sie gekommen ist. Was man aber auch wissen sollte: Es gibt wissenschaftliche Studien, die belegen, dass unser Gehirn die Lust auf Süßes schwerer kontrollieren kann, wenn gerade der Blutzuckerspiegel sinkt. Gelingt es uns im Alltag also vielleicht noch ganz gut, auf das Stück Schokolade zu verzichten, fällt es in solchen Momenten ungemein schwerer.

Schuld an dem Dilemma ist die Evolution. Als der Mensch noch in Höhlen lebte und weitaus weniger Nahrung zu sich nahm, hatten süße Früchte oder ähnliches einen besonderen Reiz: Sie waren meist ungiftig und besonders kohlenhydrathaltig. Damit lieferten sie schnelle Energie, die damals tatsächlich lebensnotwendig sein konnte. Heute ist das eher seltener der Fall, auch wenn unserer Hirn in gewissen Momenten jegliche Logik in den Wind schlägt und sagt: Es MUSS jetzt Schokolade sein.

Dass der sinkende Blutzuckerspiegel und die Lust auf Süßes ausgerechnet nach deftigem Essen so ausgeprägt sind, hat übrigens auch eine Ursache: die spezifisch-sensorische Sättigung. Sie setzt nachgewiesenermaßen ein, wenn wiederholt die Nahrung mit dem gleichen Geschmack gegessen wird. Deshalb haben wir nach einer herzhaften Hauptspeise Lust auf ein Eis, können aber nach einem ordentlichen Stück Kuchen ganz gut darauf verzichten.

Sind Kaffee oder vielleicht sogar die Käseplatte deshalb die bessere Alternative? Nicht unbedingt. Kaffee regt zwar die Verdauung an, kann aber durch das enthaltene Tannin die Eisenaufnahme erschweren. Da Eisen aus tierischer Nahrung besser aufgenommen werden kann als aus pflanzlicher Nahrung, ist der Kaffee nach dem Mittagessen besonders ungünstig. Denn er verhindert die Eisenaufnahme, obwohl die gerade verzehrte Rinderleber besonders eisenhaltig war. Dies ist natürlich vor allem für Menschen wichtig, die tatsächlich an Eisenmangel leiden.

Und was ist nun mit Käse als Nachtisch-Alternative? Schon vor 2000 Jahren soll der römische Gelehrte Plinius gesagt haben, Käse schließt den Magen. Also lieber Käsewürfel statt Eiskugeln? Ja, durchaus, sagen Ernährungsexperten. Denn die im Käse enthaltenen freien Fettsäuren sorgen bei der Verdauung dafür, dass die Muskelbewegungen des Magens gehemmt werden. Das Essen bleibt also länger im Magen, der Mensch ist länger gesättigt und verspürt so weniger Heißhunger. Und wer keinen Käse mag oder doch mal einen schwachen Tag erwischt, der kann ja zum Nachtisch auch mal Obstsalat statt Eis essen – gesünder ist es ganz sicher!

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